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Gedenkstätte GJWH Torgau

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Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und sexuellem Missbrauch in DDR-Heimen

Die Gedenkstätte GJWH Torgau setzt große Hoffnung in die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs und ruft Missbrauchsopfer in DDR-Heimen auf, sich zu melden.

Torgau. Die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau e.V., Träger der gleichnamigen Gedenkstätte, setzt große Hoffnung in die Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, welche gestern (3. Mai 2016) ihr Arbeitsprogramm vorgestellt hat. Eine unabhängige und finanziell gesicherte Aufarbeitung der vergangenen Missbrauchsfälle war eine entscheidende Forderung der Betroffenen von sexuellem Missbrauch im Zuge der Missbrauchsdebatte im Jahr 2010/2011.

Nach inzwischen sechs Jahren besteht nun erstmals die Möglichkeit, eine Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt im institutionellen Bereich unter Einbeziehung und Mitnahme der Betroffenen auf den Weg zu bringen.

Auch ehemalige DDR-Heimkinder haben erst durch das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Canisius-Colleg Berlin und der Odenwaldschule im Jahr 2010, und damit 21 Jahre nach der Friedlichen Revolution, erstmals ihre traumatischen Missbrauchserfahrungen in den Heimen öffentlich gemacht. Ihrem Mut ist es zu verdanken, dass ein bislang unbekanntes Kapitel der DDR-Heimerziehung öffentlich wurde und letztlich auch entscheidend u.a. zur Einrichtung des Fonds Sexueller Missbrauch beigetragen hat.

Leider wurden im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Bemühungen zur Anerkennung und Unterstützung der Betroffenen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt die Missbrauchsopfer in DDR-Heimen erneut zu einer Randgruppe degradiert. "Leider blieben Ihnen mögliche Hilfeleistungen aus dem Fonds Missbrauch von Beginn an bis heute verwehrt. Eine Gleichbehandlung der Opfer unabhängig von Ort und Zeit ihrer erlebten Traumata fand und findet nicht statt", meint Gabriele Beyler, Vorstandsvorsitzende des Trägervereins der Gedenkstätte GJWH Torgau. Hier haben sich allein von April bis November 2010 über einhundert Missbrauchsopfer in DDR-Heimen gemeldet, um Gehör, Anerkennung und Aufklärung zu finden.

"Um ein gesellschaftliches Tabu wie Kindesmissbrauch zu brechen, braucht es neben Intervention und Prävention zu allererst Aufarbeitung des vergangenen Missbrauchs. Auch die öffentliche Wahrnehmung, Akzeptanz und Auseinandersetzung wird ohne eine Aufarbeitung, Dokumentation und Aufklärung nicht gelingen", weiß Gabriele Beyler aus eigner Erfahrung mit Blick auf den langen Kampf um die gesellschaftliche und politische Wahrnehmung der repressiven DDR-Heimerziehung und der Anerkennung ehemaliger DDR-Heimkinder als jüngste Opfergruppe des SED-Regimes.

Umso mehr Hoffnung verbindet die Gedenkstätte GJWH Torgau nun mit der Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Insbesondere die geplanten Anhörungen von Betroffenen und Zeitzeugen geben den Opfern erstmals die Möglichkeit, über ihre traumatischen Erlebnisse zu reden und gleichzeitig zur längst überfälligen Aufarbeitung beizutragen. "Genau darum ging es den Betroffenen, deren Mut und Stimme vor sechs Jahren geholfen hat, das Thema sexueller Kindesmissbrauch zu enttabuisieren. Sie wollten mit ihrem persönlichen Schicksal zur Aufarbeitung beitragen. Es wird endlich Zeit den Opfern Antworten auf unzählige Fragen zu geben und die Öffentlichkeit aufzuklären. Erst wenn Strukturen und Machtmechanismen erkannt sind, wird es möglich sein, Missbrauch und Misshandlung künftig, auch in Heimen, zu verhindern", sagt Gabriele Beyler. Genau aus diesem Grund ruft die Initiativgruppe GJWH Torgau Missbrauchsopfer aus DDR-Heimen auf, sich in der Gedenkstätte zu melden, um bei der Aufklärung und Aufarbeitung eines besonders dunklen Kapitels der DDR-Heimerziehung zu helfen.Die geplanten Anhörungen der Aufarbeitungskommission sind dazu ein erster Schritt.

Betroffene können sich gerne in der Gedenkstätte melden!

Pressemitteilung der Gedenkstätte vom 4. Mai 2016 (PDF)

 


Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs stellt Arbeitsprogramm vor: Die unabhängige Expertenkommission hat ihre Arbeit aufgenommen, um die Fälle in Heimen, Schulen und Familien aufzuarbeiten. Betroffene und Zeitzeugen können sich ab heute bei der Kommission melden, um an Anhörungen teilzunehmen.

"Wir müssen uns als Gesellschaft damit auseinandersetzen, dass wir in der Vergangenheit bei sexuellem Kindesmissbrauch zu oft weggesehen und geschwiegen haben“, so der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig.  

Pressemitteilung der Aufarbeitungskommission vom 3. Mai 2016 (PDF)

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